Bild: Container auf einem Frachtschiff

Nachhaltige Beschaffung

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Umweltauswirkungen, Arbeits- und Menschenrechte, ethisches Handeln innerhalb der nachhaltigen Beschaffung stehen zunehmend im Fokus unternehmerischer Entscheidungen. So ist es essenziell, dass Unternehmen, unabhängig ihrer Größe, nachhaltige Geschäftspraktiken implementieren, um nicht abgehängt zu werden.

Nachhaltigkeit wird im unternehmerischen Kontext nicht mehr nur als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Chance für nachhaltiges Wachstum. Eine verantwortungsbewusste und ethische Lieferkette innerhalb der nachhaltigen Beschaffung spielt dabei eine maßgebliche Rolle für den Erfolg und die Reputation Ihres Unternehmens. 

Dieser Blogbeitrag befasst sich detailliert mit dem Konzept der nachhaltigen Beschaffung, beleuchtet die Grundlagen, gibt Ihnen wertvolle Einblicke und zeigt einige bewährte Praktiken und Beispiele nachhaltiger Beschaffung auf. Unser Ziel ist es, Ihnen die Bedeutung sowie die Vorteile der nachhaltigen Beschaffung zu vermitteln, um konkrete Schritte für Ihr Unternehmen zu identifizieren und umzusetzen. Gehen Sie gemeinsam mit uns die Herausforderungen und Chancen dieser Entwicklung für Ihr Unternehmen an und treiben Sie den nachhaltigen Wandel voran.

Bild: Lieferung mit vielen Paketen

Definition „Nachhaltige Beschaffung“ 

Der Begriff der „Nachhaltigen Beschaffung“ (auch Sustainable Supply Chain genannt) bezieht sich auf den gesamten Prozess von der (Rohstoff-) Beschaffung über die Lieferanten bis hin zur eigenen Produktion. Dabei werden soziale, ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigt, um sicherzustellen, dass die Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden und eine sozialverantwortliche Geschäftspraxis gewährleistet ist.

Das Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen den vielfältigen Interessen eines Unternehmens herzustellen und gleichzeitig dessen Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder zu steigern. Unternehmen sehen sich mit einer Vielzahl an neuen Anforderungen konfrontiert, die eine nachhaltige Beschaffung erfordert. Die komplexen globalen Lieferketten bergen erhebliche Risiken und Herausforderungen für die nachhaltige Beschaffung in Unternehmen. Trotz der hohen Anzahl an Lieferanten einer Lieferkette muss vermieden werden, dass Verletzungen der Menschenrechte oder eine Belastung der Umwelt erfolgt.

Darüber hinaus sollen sowohl faire Arbeitsbedingungen herrschen als auch der CO2-Fußabdruck von eingekauften Produkten ermittelt werden. Parallel zu den Risiken steigen gesetzliche Anforderungen und die Erwartungen verschiedener Interessensgruppen. Damit nimmt auch die Bedeutung der Transparenz über die Lieferkette und den damit verbundenen Risiken stetig zu. Unsere Expert:innen für nachhaltige Beschaffung unterstützen Sie, die damit verbundenen Aufgaben (von nachhaltigen Einkaufsstrategien, über Prozessentwicklung und digitaler Umsetzung) zu bewältigen.

Unser Lösungsansatz zur Sicherstellung nachhaltiger Beschaffung

Unser Beratungsansatz zur Sicherstellung nachhaltiger Beschaffung besteht aus der Analyse & Bewertung, der Festlegung von Zielen, der Entwicklung einer Strategie, der Auswahl geeigneter Tools und der Implementierung & Überwachung. Der Beratungsansatz ist modular, was bedeutet, dass wir Sie bei einzelnen Problemstellungen unterstützen oder den gesamten Prozess durchlaufen können.  

Dieser modulare Ansatz richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen Ihres Unternehmens. 

Bild: Lösungsansatz nachhaltige Beschaffung

Analyse & Bewertung:

Gibt es eine Vision für die Nachhaltigkeit Ihrer Beschaffung und der Lieferkette? Wo steht das Unternehmen im Moment (Reifegrad)? Sind die richtigen Schwerpunkte gesetzt? Passen die eingesetzten Tools zu Ihren Herausforderungen und Ihrem Unternehmen? Eine umfassende Analyse der aktuellen Beschaffungspraktiken bildet den Ausgangspunkt. Hierbei werden die bestehende Organisation, Prozess und Tool analysiert, nach Kriterien bewertet sowie Verbesserungspotentiale aufgezeigt.

Festlegung von Zielen:

Gemeinsam mit dem Unternehmen werden konkrete und messbare Ziele erarbeitet und definiert. Meist sind diese direkt oder indirekt relevant für den Nachhaltigkeitsbericht. Die Ziele sind darauf ausgerichtet, die Nachhaltigkeit der Beschaffung zu stärken.

Strategieentwicklung:

Basierend auf den Ergebnissen der Analyse wird eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie für die Beschaffung entwickelt. Diese beinhaltet die Festlegung von Richtlinien nachhaltiger Beschaffung, die Identifizierung von Schlüsselbereichen für Verbesserungen und die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Beschaffungsentscheidungen. Ziel ist es, eine langfristige und ganzheitliche Strategie zu etablieren.

Tool Auswahl & Integration:

Es wird geprüft, ob die internen Ressourcen, Prozesse und Tools ausreichen, um die definierten Ziele zu erreichen, oder ob sich eine externe Lösung besser eignet. Typischerweise verlassen sich unsere Kund:innen meist auf externe Toolanbieter, die bereits einen hohen Grad an Standardisierung bei der Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten der Beschaffung erreicht haben. Bei der Auswahl und Integration des Tools in Ihre Lieferantenmanagementprozesse unterstützen wir Sie gerne.

Implementierung & Überwachung:

Die entwickelte nachhaltige Beschaffungsstrategie wird in der Implementierungsphase umgesetzt. Da dies meist mit weiteren Anforderungen an die Lieferanten einhergeht, ist es wichtig diese frühzeitig zu involvieren. Dies beinhaltet eine aktive Kommunikation mit den Lieferanten, um sie in den Umsetzungsprozess einzubeziehen, ohne Sie zu überfordern. Es ist von Vorteil die Abstimmung mit dem Lieferantenmanagement und dem Key Account Management frühzeitig durchzuführen, um die Wirkung der Lieferantenmaßnahmen zu steigern. Die Integration der Nachhaltigkeitskriterien in das Lieferanten- und Risikomanagement ist ein entscheidender und häufig unterschätzter Schritt, der für eine dauerhaft nachhaltige Verankerung essenziell ist. 

Zu Beginn werden hauptsächlich quantitative Ziele festgelegt, aber im Laufe der Zeit sollten vermehrt qualitative Ziele definiert und überwacht werden. Diese umfassen beispielsweise das Erreichen bestimmter Schwellwerte oder konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lieferkette. Bei Abweichungen werden entsprechende Maßnahmen definiert und umgesetzt.

Die Ziele steuern hier die Tiefe und Breite der Überwachung der nachhaltigen Beschaffung. Häufig sind auch begleitende interne oder externe unterstütze Lieferantenaudits das Mittel der Wahl, wenn über das Lieferanten- und Risikomanagement Auffälligkeiten transparent werden und es daher eine Ebene tiefer gehen muss. Dies ist auch deshalb erforderlich, um die Qualität und Konformität der Kennzahlen, die in den Nachhaltigkeitsreport eingehen, zu gewährleisten und damit die Kontrollen der Wirtschaftsprüfer zu bestehen.

Wir unterstützen Sie bei der Sicherstellung einer nachhaltigen Beschaffung

Bei allen Modulen ist zusätzlich die Schulung und Sensibilisierung der beteiligten Mitarbeiter:innen und Lieferanten essenziell. Die erfolgreiche Umsetzung eines  nachhaltigen Einkaufs erfordert das Engagement und die Mitarbeit vieler unterschiedlicher Bereiche, wie der Beschaffung, der Qualität, dem Supply Chain Management und der Entwicklung. An der Stelle soll erwähnt werden, dass der Erfolg nicht unwesentlich davon abhängt, wie sehr die Geschäftsführung hinter der Initiative steht und wie gut die nachhaltigen Beschaffungsprozesse in der Organisation verankert sind.

Deshalb werden gezielte Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen erarbeitet und durchgeführt, um das Bewusstsein und Verständnis für nachhaltige Beschaffung bei allen Beteiligten zu schärfen. Sie erhalten klare Informationen über die Vorteile einer nachhaltigen Lieferkette und werden aktiv dazu ermutigt und befähigt, zur Umsetzung beizutragen. Unser Ziel ist es, Sie so zu unterstützen, dass Ihre Organisation zügig in die Lage versetzt wird, alle Anforderungen, die eine nachhaltige Beschaffung mit sich bringt, eigenständig zu bewältigen.

Stakeholder (Interessensgruppen) 

Im Folgenden finden Sie die wesentlichen Stakeholder, die bei der nachhaltigen Beschaffung eine Rolle spielen: 

Gesetzgeber & übergreifende Regulatorik 

Verbraucher:innen 

Investoren & Banken 

Mitarbeiter:innen 

Geschäftspartner:innen  

NGOs (Nichtregierungsorganisationen

  • Gesetzgeber

    Der Gesetzgeber ist ein wesentlicher Treiber für die Sicherstellung der nachhaltigen Beschaffung. Neue Verordnungen und Gesetze verpflichten Unternehmen je nach Standort unterschiedliche Pflichten bzw. Standards nachzuweisen. In Deutschland hat z.B. die Einführung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) viele Unternehmen (ab 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 bzw. ab 2024 mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen) vor die Herausforderung gestellt, ihre Lieferketten nach „neuen“ Gesichtspunkten zu bewerten. Weitere regulatorische Pflichten (z.B. EU-Lieferkettengesetz) sind von den Unternehmen für die gesamte Lieferkette nachzuweisen. 

  • Verbraucher:innen

    Ein weiterer wichtiger Treiber für nachhaltige Beschaffung ist die zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher:innen. Immer mehr Verbraucher:innen möchten wissen, woher die Produkte stammen und wie sie hergestellt wurden. Es wird zunehmend erwartet, dass Unternehmen ihre Lieferketten transparent machen und dabei sicherstellen, dass diese nachhaltig sind. Dafür sind immer mehr Verbrauchergruppen bereit auch mehr für ein nachhaltiges Produkt zu bezahlen, obwohl die meisten Lösungen sich ohnehin mittel- bis langfristig positiv auf die Produktkosten auswirken, indem z.B.  Rohstoffe eingespart werden.

  • Investoren & Banken

    Investoren und Banken haben ein verstärktes Interesse – auch stark beeinflusst über den EU Action Plan 2018 – die Nachhaltigkeit von Unternehmen gesamthaft zu kennen. Über den EU Action Plan sind Banken und Investoren verpflichtet nachzuweisen, wie hoch ihr Anteil an nachhaltigen Investitionen ist. Hier kommt die EU-Taxonomie ins Spiel, die vereinfacht gesagt klassifiziert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten nachhaltig sind und welche nicht. Zukünftig müssen Unternehmen aus der Realwirtschaft ab einer gewissen Größe detailliert Auskunft geben, wie hoch ihr Anteil an nachhaltigen Aktivitäten ist. 

  • Mitarbeiter:innen

    Mitarbeiter:innen sind ebenfalls eine weitere Gruppe, die zunehmendes Interesse daran haben, für Unternehmen zu arbeiten, die Umwelt-, Sozial- und Führungsverantwortung übernehmen. Sie möchten sicherstellen, dass ihre Arbeitgeber nachhaltige Geschäftspraktiken einhalten, und das auch über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Gleichzeitig ist das Thema Nachhaltigkeit bzw. Corporate Social Responsibility (CSR) auch ein wesentliches Auswahlkriterium bei der Wahl des Arbeitgebers.  

  • Geschäftspartner:innen

    Eine weitere Gruppe bilden die über Lieferketten hinweg verbundenen Geschäftspartner:innen. Unternehmen mit B2C Geschäft geben ihre Anforderungen über die gesamte Lieferkette weiter. So gelangen Anforderungen zu den ESG-Kriterien bis zum Rohstoffhersteller und an die beteiligten Dienstleistungsunternehmen. Geschäftskund:innen möchten sicherstellen, dass ihre Lieferketten widerstandsfähig sind. Sie erwarten von ihren Lieferanten, dass sie Risiken im Zusammenhang der Beschaffung identifizieren, bewerten und Maßnahmen ergreifen, um diese zu minimieren. Zudem wird erwartet, dass für sie gültige Richtlinien und Standards eingehalten werden, denn hier können rechtliche oder reputationsbezogene Risiken liegen.

  • NGOs (Nichtregierungsorganisationen) 

    Nichtregierungsorganisationen (NGOs) setzen sich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung ein. Sie überwachen und bewerten Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistungen und können durch Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit Druck ausüben, um Veränderungen in der Lieferkette zu bewirken.

Die Zusammenarbeit und das Engagement aller Stakeholder sind entscheidend, um eine ganzheitliche und effektive Umsetzung einer nachhaltigen Lieferkette zu gewährleisten. 

Ausgangssituation & Herausforderungen

In der heutigen Zeit ist die Etablierung einer nachhaltigen Lieferkette zweifellos ein ambitioniertes Ziel, besonders für Unternehmen mit einer hohen externen Wertschöpfung und einer Vielzahl an Lieferanten. Die wesentlichen Herausforderungen sind:

Dynamische Ziele

Transparenz und Datenverfügbarkeit

Prozessintegration

Ressourceneffizienz

Kollaboration

Es geht darum jetzt die ersten Schritte in die richtige Richtung zu gehen und nicht darum sofort den perfekten Zustand zu erreichen.
Richard Steiner
Bild: Bergkette

Dynamische Ziele

Die Herausforderung "Dynamische Ziele" bezieht sich auf die Tatsache, dass die Rahmenbedingungen für nachhaltige Beschaffung ständig in Bewegung sind und sich dadurch die Ziele kontinuierlich anpassen. Es gibt verschiedene Aspekte dieser Herausforderung. Eine dynamische Gesetzgebung, bei der Gesetze und Vorschriften im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Lieferkettenverantwortung fortlaufend überarbeitet und aktualisiert werden, erfordert eine hohe Flexibilität von Unternehmen. Gleichzeitig verändern sich die Verbraucherpräferenzen in Bezug auf Nachhaltigkeit und ethische Praktiken. Was gestern noch ausreichend war, mag heute nicht mehr den Anforderungen entsprechen. Verbraucher:innen sind zunehmend informiert und engagiert, und ihre Kaufentscheidungen werden von ethischen und nachhaltigen Aspekten beeinflusst.

Unternehmen müssen sich kontinuierlich mit den sich ändernden Präferenzen der Verbraucher:innen auseinandersetzen und ihre Strategien entsprechend anpassen. Zudem findet eine Weiterentwicklung von Standards und Best Practices statt. Neue Initiativen, Zertifizierungen oder Leitlinien werden eingeführt, um bessere Nachhaltigkeitspraktiken zu fördern. Unternehmen müssen also in einem sogenannten VUCA-Umfeld (unsicher, komplex, volatil und mehrdeutig) besonders flexibel und anpassungsfähig bleiben und die neuen Standards verstehen, um sicherzustellen, dass sie ihre Lieferketten entsprechend ausrichten und die aktuellen Anforderungen erfüllen.

Überdies stellt sich auch bei den technologischen Innovationen der Trend ein, dass der Fortschritt in Technologie und Datenanalyse neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Beschaffung ermöglicht. Neue Tools und Plattformen entstehen, um Transparenz, Überwachung und Effizienz zu verbessern. Unternehmen müssen die sich entwickelnden Technologien im Auge behalten und entscheiden, welche Lösungen für ihre spezifischen Anforderungen am besten geeignet sind.

Bild: Auswertung Daten

Transparenz und Daten

Eine der größten Herausforderungen besteht darin, eine umfassende Transparenz und Datenverfügbarkeit entlang der Lieferkette sicherzustellen. Dies beinhaltet die Identifizierung und Überwachung aller Daten, die bei einer nachhaltigen Beschaffung relevant sind. Oft fehlen zu Beginn einige Daten in der erforderlichen Form. Daher wird zunächst eine Gap-Analyse durchgeführt, um festzustellen, welche Daten bereits in der gewünschten Qualität vorliegen und welche fehlen. Erst wenn die Datenqualität eine gewisse Schwelle überschritten hat, können diese in den Nachhaltigkeitsreport einfließen. Häufig fängt die Arbeit nicht bei den Lieferanten an, sondern intern bei den eigenen Einkaufsdaten. Bei mittleren und größeren Unternehmen kommt es oft vor, dass dieselben Lieferanten mehrfach im System mit verschiedenen Lieferantennummern angelegt sind und daher keine sofortige Aussage über das tatsächliche nachhaltige Einkaufsvolumen möglich ist. Dies kann folgende Ursachen haben:

  • Mangelnde Kontrolle bei der Anlage
  • Mehrere ERP-Systeme
  • Unternehmen wurden zugekauft und gleiche Lieferanten sind bei mehreren Tochterunternehmen angelegt

Die Folge ist, dass sich schwer ermitteln lässt, wie viel Einkaufsvolumen bereits nachhaltig beschafft wird. Aber erst die genaue Messbarkeit schafft das Vertrauen der Stakeholder und erfüllt die abzudeckenden Vorgaben der Regulatorien.

Bild: Lastwägen, die hintereinander stehen

Prozessintegration

Ein Lieferantenmanagement der nachhaltigen Beschaffung erfordert die Zusammenarbeit und das Engagement der Lieferanten. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Lieferanten die erforderlichen Umwelt- und Sozialstandards einhalten und in das Unternehmen einbinden/verankern. Dies erfordert häufig Schulungen, Audits und die Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen.

Leider bleibt die praktische Umsetzung häufig hinter den Erwartungen zurück. Obwohl die Nachhaltigkeit der Lieferanten mit Hilfe von Fragebögen oder Tools detailliert analysiert und umfassende Informationen offengelegt werden, haben diese Ergebnisse nur geringe Auswirkungen auf die Auswahl der Lieferanten. Sie werden zum Teil nicht vollständig in die bestehenden Lieferantenmanagementprozesse integriert oder erhalten eine zu geringe Gewichtung bei Entscheidungen.

Die mangelnde Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien in die Lieferantenbewertung bezieht sich auf die Praxis vieler Unternehmen, Nachhaltigkeitsaspekte nicht ausreichend zu berücksichtigen, wenn sie ihre Lieferanten bewerten und auswählen. Hier sind einige Gründe dafür:

  • Fehlendes Bewusstsein: Viele Unternehmen sind sich der Bedeutung von Nachhaltigkeit möglicherweise nicht vollständig bewusst oder haben keine klare Vorstellung davon, wie sie Nachhaltigkeitskriterien in ihre Lieferantenbewertung einbeziehen können. Daher bleibt dieses Thema bei der Bewertung oft wenig berücksichtigt.
  • Fokus auf traditionelle Bewertungskriterien: Die meisten Lieferantenbewertungssysteme konzentrieren sich nur auf Kosten, Qualität, Produkt und Lieferzeit. Umwelt- und soziale Aspekte werden vernachlässigt oder als weniger wichtig angesehen, was zu einer unzureichenden Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien führt.
  • Mangelnde Transparenz: Es wird zwar immer leichter Nachhaltigkeitsinformationen von Lieferanten zu erhalten, dennoch ist es oft bei kleineren Lieferanten herausfordernd, diese Informationen in der gewünschten Detailtiefe zu erhalten. Viele Unternehmen haben begrenzte Einblicke in die Nachhaltigkeitspraktiken ihrer Lieferanten, da diese möglicherweise nicht bereit sind, entsprechende Informationen preiszugeben. Ohne ausreichende Transparenz ist es schwer, Nachhaltigkeitskriterien in die Bewertung einzubeziehen.
  • Zielkonflikte und kurzfristige Kostenorientierung: Viele Unternehmen priorisieren kurzfristige finanzielle Aspekte und vernachlässigen dabei die langfristigen Auswirkungen von nachhaltigkeitsbezogenen Entscheidungen. Wenn Kosten das vorherrschende Bewertungskriterium sind, haben Nachhaltigkeitsaspekte einen niedrigeren Stellenwert. Aus diesem Grund ist es wichtig Nachhaltigkeitsziele im Topmanagement zu definieren und top down zu kaskadieren.  

Viele Unternehmen erkennen, dass eine nachhaltige Beschaffung entscheidend ist, um ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Risiken in der Lieferkette zu reduzieren. Wir beobachten zunehmend Bestrebungen, Lieferantenbewertungssysteme anzupassen und Nachhaltigkeitsaspekte stärker zu berücksichtigen, um die nachhaltige Beschaffung zu fördern. Jedoch geht hier die gelebte Praxis weit auseinander.

Bild: Digitale Listen und Ressourcenüberblick

Ressourceneffizienz

Häufig fehlen entweder die erforderliche Erfahrung oder die notwendigen Ressourcen, um alle erforderlichen Themen angemessen zu bearbeiten. Aufgrund unterschiedlicher Standards müssen qualifizierte Mitarbeiter oft Listen ausfüllen und ein und dieselben Informationen in verschiedene Berichte mit geringfügig unterschiedlichen Schwerpunkten eingeben. Dadurch geht viel Zeit verloren, die dann für wirklich wirksame Themen fehlt.

Kollaboration von Menschen

Kollaboration

Eine nachhaltige Beschaffung erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit und Koordination innerhalb der gesamten Branche. Durch den Austausch bewährter Verfahren, die Entwicklung gemeinsamer Standards und die Zusammenarbeit bei der Lösung gemeinsamer Herausforderungen wird die nachhaltige Transformation schneller erreicht. Hier sind alle Unternehmen gefordert sich Initiativen anzuschließen und die Vernetzung zu fördern.

Toolanbieter

Um den Anforderungen nachhaltiger Beschaffung gerecht zu werden, nutzen Unternehmen vermehrt Toolanbieter. Einige Anbieter wählen den Ansatz, dass Kund:innen ihre Lieferanten auf eine Plattform einladen, um beispielsweise mit geführten Fragebögen und Nachweisen systematisch zu screenen und anschließend zu bewerten (ESG-Scoring).

Hier einige Beispiele von Toolanbietern, die aktuell in unseren Branchen im Einsatz sind:   

NQC

NQC bietet zum einen Software-Lösungen und zum anderen eine umfangreiche Datenbank an, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Lieferanten hinsichtlich der Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu bewerten. So wird z.B. die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards entlang der Lieferkette überwacht und Risiken bewertet.  

Integrity Next

Integrity Next verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Unternehmen können ihre Lieferanten mittels vorgefertigter Fragen auf Konformität mit den Nachhaltigkeits- und Compliance Standards überprüfen lassen. Zusätzlich bietet der Anbieter eine Überwachung von Social Media Feeds zu relevanten Begriffen an, um Risiken frühzeitig zu erkennen.  

EcoVadis

EcoVadis ermöglicht eine detaillierte Analyse der Nachhaltigkeit von Unternehmen, indem sie ihnen die Möglichkeit bietet, ihre Lieferanten anhand von 21 spezifischen Nachhaltigkeitskriterien zu bewerten. Zu den Kriterien gehören u.a. Umwelt, Arbeit- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung. Die Bewertungen werden auf einer Skala von 0 bis 100 durchgeführt und ermöglichen es, die eigene unternehmerische Nachhaltigkeitsleistung mit anderen Unternehmen zu teilen und zu vergleichen.  

Ob eine eigene Lösung oder ein externes Tool besser zu Ihnen passt, hängt neben Ihrer Branche auch von Ihren Anforderungen und Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ab

Das Feld entwickelt sich ständig weiter, wer jetzt nicht handelt wird abgehängt.
Richard Steiner

Unser Fazit

Nachhaltige Beschaffung ist eine wichtige Voraussetzung für eine umweltfreundliche und sozialverantwortliche Geschäftspraxis. Die Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffung erfordert jedoch ganzheitliches Denken und Handeln entlang der gesamten Lieferkette. Eine Schlüsselrolle kommt der Transparenz der Daten in fast allen Bereichen der Nachhaltigkeit zu, da oft erst diese die Erfüllung der schnell verändernden Standards möglich machen. Das Motto hierzu lautet: „Was man messen kann, kann man auch verbessern“. Diese Transparenz ermöglicht es, Risiken im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen, Menschenrechten und Umweltauswirkungen klar zu erkennen und aktiv sowie passiv zu minimieren.

Zusätzlich können Unternehmen durch die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten auch das Vertrauen ihrer Kund:innen erhöhen und stärken damit ihre Reputation am Markt. Eine hohe Datenqualität in der Lieferkette trägt also dazu bei, dass Unternehmen nachhaltigere Entscheidungen treffen, Risiken minimieren, Compliance sicherstellen, das Vertrauen der Verbraucher:innen gewinnen und kontinuierlich die Lieferkette nachhaltiger ausrichten und dadurch langfristige tragfähige Wertschöpfung schaffen. 

Wenn Sie wissen möchten, wie eine konkrete Projektunterstützung bei Ihnen aussehen könnte, dann sprechen Sie uns gerne an.  

LEITWERK Consulting kann Sie wesentlich dabei unterstützen, Ihren Status quo zu überprüfen, Ihre Lieferkette nachhaltiger auszurichten, die richtigen Schwerpunkte zu setzen, passende Tools und Partner auszuwählen und so den Weg zur nachhaltigen Beschaffung zu beschleunigen. 

Wir helfen Ihnen bei der Lösung Ihrer individuellen Anforderungen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

Richard Steiner

Unsere Zusammenarbeit mit Richard Steiner

Richard Steiner ist ein Experte auf dem Gebiet der nachhaltigen Beschaffung. Durch seine Arbeitserfahrung als Supply Chain Management- und Einkaufsberater in verschiedenen Branchen und als Führungskraft im Einkauf eines Technologiekonzerns unterstützte er uns mit seinem umfangreichen Fachwissen bei der Verfassung dieses Beitrags und steht Ihnen als möglicher Berater zur Seite. Mehr Informationen über Richard Steiner können sie auf seinem Linkedin Profil entdecken.

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