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Klimabilanzierung

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Geschätzte Lesezeit: 15 Minuten
Worum geht es in diesem Beitrag?

In einer Welt, die zunehmend von den Folgen des Klimawandels betroffen ist, gewinnt die Klimabilanzierung oder der CO2-Fußabdruck als Instrument zur Messung der Treibhausgasemissionen von Unternehmen, Städten und Ländern verstärkt an Bedeutung. Um den Corporate Carbon Footprint (CCP) transparent an außenstehende Personen, Stakeholder:innen oder Kund:innen zu kommunizieren, wird die Methode der Treibhausbilanzierung immer wichtiger.

Doch wie ist die Treibhausgasbilanz überhaupt definiert? Welche Arbeitsschritte gibt es bei der Erstellung einer CO2-Bilanz und welche Vorteile bieten sich einem Unternehmen mit einer zertifizierten Klimabilanzierung?

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Definition Treibhausgasbilanz

Die Treibhausgasbilanz wird aus Vereinfachungsgründen in diesem Beitrag synonym zu den Begriffen Klimabilanz, CO2-Bilanz, Corporate Carbon Footprint (CCF) und CO2-Fußabdruck verwendet. Die Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) beschreibt den CO2-Fußabdruck, den ein Unternehmen durch seine gesamten Emissionen im Rahmen seiner Unternehmenstätigkeiten verursacht. Neben den direkten Emissionen, die durch die eigene Produktion entstehen, werden hierbei auch die indirekten Emissionen berücksichtigt, welche sich durch die Lieferkette und die Nutzung der Produkte bilden.

In der Treibhausgasbilanz werden zusätzlich zu CO2 auch weitere Gase (wie z. B. Methan CH4, Lachgas N2O, etc.) bilanziert. Nach einer Umrechnung in Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e, CO2-äq) werden als Ergebnis sämtliche Emissionen zum Corporate Carbon Footprint in einer Bilanz zusammengefasst.

Die Treibhausgasbilanz, die Klimaziele und konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität werden intern und extern durch den Geschäftsbericht an Mitarbeitende, Partner:innen und sonstige Stakeholder:innen kommuniziert. Die Aufgaben zur Planung, Steuerung und Kontrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität eines Unternehmens werden unter dem Begriff Klimamanagement zusammengefasst.

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Nutzen der Treibhausgasbilanzierung

Eine Klimabilanz ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissionen zu quantifizieren und zu bewerten. Dadurch können gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen ergriffen werden, wodurch wiederum ein Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels geleistet wird. Daneben kann eine erfolgreiche Emissionsreduzierung auch einen Wettbewerbsvorteil darstellen, da immer mehr Kund:innen und Investor:innen auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein achten.

Intern erhalten Unternehmen die Möglichkeit entlang der eigenen Lieferkette Kosten zu sparen. Das können z. B. Energiekosten bei der Fertigung oder durch Schließung von Rohstoffkreisläufen sein. Auch weitet ein Unternehmen mithilfe der Klimabilanzierung das Verständnis sowohl für die Basis der CO2-Emissionen und den eigenen Auswirkungen auf die Umwelt aus. Somit können zukünftige Investitionsentscheidungen auch CO2 Kosten mitberücksichtigen.

Extern gewinnen Unternehmen die Chance ihre Klimamanagementmaßnahmen glaubhaft und transparent aufzuzeigen. Dadurch werden Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen darüber informiert, welchen Beitrag das Unternehmen zum Schutz des Klimas leistet.

Zusätzlich erfüllen Unternehmen die Anforderungen ihrer Kund:innen und die des Gesetzgebers (vgl. die Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung).

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Icon Ziel der Klimabilanzierung

Ziel der Klimabilanzierung

Das Ziel der Klimabilanzierung ist es, die gesamten Treibhausgasemissionen, die im Bilanzzeitraum von einer Organisation verursacht werden, mittel- bis langfristig so zu reduzieren bzw. zu kompensieren, dass eine Klimaneutralität erreicht wird. Klimaneutralität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Gleichgewicht zwischen sämtlichen CO2 Emissionen (Quellen) und der Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre (Senken) herrscht.

Mit anderen Worten: Ein Unternehmen ist klimaneutral, wenn es keine klimaschädlichen Treibhausgase freisetzt bzw. die emittierten Treibhausgase durch zertifizierte Klimaprojekte kompensiert werden.

Bild Emissionen einer Klimabilanz
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Scope 1 bis 3 Emissionen einer Klimabilanz

Bei der Nutzung des Green House Gas (GHG) Protocol, dem verbreitesten Standard zur Erstellung von Klimabilanzen, werden die Emissionen in die drei Geltungsbereiche Scope 1, Scope 2 und Scope 3 unterteilt. Hier wird betrachtet, an welcher Stelle die Treibhausgase freigesetzt werden (direkt beim Unternehmen oder indirekt entlang der Lieferkette) und wie die Emissionen ermittelt werden können.

Scope 1: Umfasst die direkte Freisetzung von Treibhausgasen im eigenen Unternehmen wie z. B. durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Diese Emissionen lassen sich durch Daten aus der Buchhaltung sehr konkret ermitteln.

Scope 2: Umfasst die indirekte Freisetzung von Treibhausgasen, die z. B. durch die Produktion von gekauftem Strom, Wärme oder Kälte entstehen. Auch diese Emissionen können u. a. durch Rechnungen von den Versorgern sehr genau ermittelt werden.

Scope 3: Umfasst die indirekte Freisetzung von Treibhausgasen, die in der vor- und nachgelagerten Lieferkette entstehen. Beispiele hierfür sind die Produktion und Entsorgung von gekaufter Ware und das Pendeln von Mitarbeiter:innen. Diese Emissionen werden in 15 Kategorien aufgeteilt und jeweils einem vor- und nachgelagerten Prozess zugeordnet. Die Ermittlung dieser Emissionen ist sehr kompliziert, da nicht alle Vorgänge entlang der Wertschöpfungskette in vollem Umfang bekannt sind.

Um eine vollständige Übersicht über die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens zu erhalten, ist die Einbindung aller Scopes notwendig.

Graphik Klimabilanzierung

Berichtsstandards der Klimabilanzierung

Für die Klimabilanz eines Unternehmens ist die Orientierung an bereits festgelegten und verbreiteten Normen der Klimazertifizierung eine grundlegende Voraussetzung. Hierbei ist zu beachten, dass es mehrere offizielle Klimazertifizierungen gibt. Diese unterscheiden sich u. a. in der Gültigkeitsdauer, im Umfang und der Zielsetzung. Mit zu den bekanntesten anerkannten Klimazertifizierungen zählen die ISO 14064, das PAS2050 und der aktuelle Gold Standard, das Greenhouse Gas Protocol (GHG).

Die Wahl des Berichtsstandards hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Größe und Art des Unternehmens, der geografischen Lage und den Zielen der Klimabilanzierung.

Einige der bekanntesten Standards sind:

  • Icon GHG

    Greenhouse Gas Protocol (GHG)

    Der GHG-Standard ist einer der international anerkannten Klimastandards und wird aktuell als der Gold Standard in der Klimabilanzierung bezeichnet. Der GHG-Standard ist darauf ausgelegt Unternehmen sowohl bei der Erfassung als auch bei der Berichterstattung ihrer Klimabilanzierung zu unterstützen. Der GHG definiert die drei Scopes, welche für die Klimabilanzierung relevant sind und gibt Empfehlungen zur Messung und zur Berechnung von Treibhausgasemissionen. Der GHG-Standard wird von vielen Unternehmen, Regierungen und NGOs weltweit verwendet.

  • Icon ISO 14064

    ISO 14064

    Die ISO 14064 ist eine Norm zur Erfassung von Treibhausgasemissionen und zur Durchführung von Klimabilanzen. Sie setzt sich aus drei Teilen zusammen: Der erste Teil enthält Anleitungen für die quantitative Erfassung und Berichterstattung von THG-Emissionen. Der zweite Teil beinhaltet die Richtlinien für die Verifizierung von Treibhausgasemissionen und der dritte Teil gibt die Anleitung zur Validierung von Dienstleistungen und Projekten zur Emissionsreduzierung vor. Die ISO 14064 ist einer der international anerkannten Standards der Klimabilanzierung und wird von zahlreichen Unternehmen und Regierungen auf weltweiter Ebene verwendet

  • Icon ISO 14067

    ISO 14067

    Die ISO 14067 legt die Grundlage zur Berechnung des Product Carbon Footprint (PCF), d. h. der CO2-Fußabdruck in der Produktebene, fest. Die ISO 14067 bietet damit Unternehmen die Chance, eine geeignete Basis zur Bestimmung, Bilanzierung und Verifizierung der THG-Emissionen, welche bei der Produktion einer Dienstleistung oder einem Produkt entstehen, für sich zu nutzen. Diese ISO-Norm ist weitgehend auf bereits bestehenden ISO-Normen und der PAS (Publicly Available Specification) 2050 aufgebaut. Dadurch zählt auch die ISO 14067 mit zu den international anerkannten Standards zur Berechnung einer Klimabilanz.

  • Icon PAS

    PAS (Publicly Available Specification) 2050

    Die PAS 2050 ist ein britischer Standard, welcher die Bewertung der THG-Emissionen von Dienstleistungen und Produkten beinhaltet. Die PAS 2050 enthält Anleitungen für die Berechnung des PCF, welcher Treibhausgasemissionen eines Produkts oder einer Dienstleistung über dessen Lebenszyklus hinweg erfasst. Die PAS 2050 wird von Regierungen und Unternehmen weltweit verwendet und besitzt eine besondere Relevanz für Unternehmen, welche sich mit der Herstellung oder dem Verkauf von Produkten widmen.

  • Icon CARS

    Corporate Accounting and Reporting Standard (CARS)

    Der CARS-Standard ist einer der neueren Klimastandards, welcher von der Global Reporting Initiative (GRI) entwickelt wurde. Der CARS gibt Anweisungen zur Erfassung, Berichterstattung und Verifizierung von Treibhausgasemissionen sowie weiteren Nachhaltigkeitsindikatoren vor. Der CARS-Standard wurde mit dem Ziel entwickelt, Unternehmen bei der Erfüllung der Anforderungen von internationalen Berichtsstandards wie der ISO 14064 und dem GHG-Protokoll zu unterstützen.

Vorgehensweise zur Erstellung eines Corporate Carbon Footprints
Erstellung einer Klimabilanz

Zur Erstellung einer Klimabilanz sind mehrere Schritte notwendig. Diese können je nach Unternehmen und Zielsetzung unterschiedlich ausfallen, allerdings wird in den meisten Fällen ein kongruenter allgemeiner Teil durchlaufen. Die grundsätzliche Vorgehensweise zur Erstellung eines Corporate Carbon Footprints wird im Folgenden dargestellt:

Erster Schritt
Zielsetzung und Rahmendefinition

Zunächst muss das Unternehmen klären, welche Ziele es mit der Klimabilanz verfolgen möchte. Hierbei kann es sich z. B. um die Identifikation von Einsparpotentialen oder die Kommunikation von Nachhaltigkeitsleistungen handeln, welche umgesetzt werden müssen, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Des Weiteren muss das Unternehmen den Rahmen (in Fachsprache: Systemgrenzen) der Klimabilanz definieren. Hierbei wird entschieden, welche Geschäftsbereiche, Emissionstypen und geografische Regionen in die Klimabilanz einbezogen werden sollen. Die typischen Fragestellungen in dieser Phase sind:

  • Welche Unternehmensteile bzw. Tochterunternehmen sind einzubeziehen?
  • Welche direkten Emissionen (Scope 1) sowie indirekten Emissionen (Scope 2 und 3) entlang der Wertschöpfungskette (vor- und nachgelagerte Prozesse) werden in die Bilanzierung aufgenommen?
  • Welche Emissionskategorien je Scope sind für das Unternehmen wesentlich?
  • Bei erstmaliger Erstellung: Welches ist das erste Berichtsjahr?
  • Wer trägt die Verantwortung für die Klimabilanz (auch zukünftig) im Unternehmen? D. h. wer ist für die Klimaziele und deren Erreichung verantwortlich?
  • Welche bisherigen Managementsysteme sind im Einsatz? (z. B. EMAS (Eco Management and Audit Scheme), ISO 14001, ISO 50001)
  • Welche Datenquellen sind in welcher Qualität vorhanden?
  • Welches CO2-Tool bzw. welcher Software-Anbieter soll für die CO2-Berechnung genutzt werden?

Zweiter Schritt
Datenerhebung

Im zweiten Schritt werden die Daten erhoben. Hierbei sind alle relevanten Treibhausgasemissionen je Scope und Kategorie zu erfassen, die innerhalb des Rahmens der Klimabilanz fallen. Die Datenerfassung kann je nach Unternehmen und Branche sehr aufwendig sein, da nicht alle Emissionen direkt messbar sind. Falls keine Primärdaten verfügbar sind, müssen Schätzungen und Annahmen getroffen werden.

Die Verfügbarkeit und die Qualität der Daten schwankt je nach Emissionskategorie. Hier drei Beispiele:

  • Für die Emissionen im eigenen Fuhrpark sind ggf. über die Tankkarten im Finanz- oder Fuhrparkmanagementsystem die Liter Treibstoff je Fahrzeug für den Berichtszeitraum verfügbar oder auch „nur“ die gefahrenen Kilometer je Fahrzeug und Fahrzeugtyp (Verbrenner, Hybrid, Elektro).
  • Die Emissionen der gesamten Belegschaft, die durch das Pendeln der Mitarbeiter:innen (Scope 3 – Kategorie 7: Pendeln der Arbeitnehmer) verursacht werden, sind nicht in einem System erfasst und müssen erstmalig erhoben werden. Hierzu kann die Belegschaft befragt oder es können Schätzungen durchgeführt werden.
  • Für die Ermittlung eingekaufter Güter und Dienstleistungen (Scope 3 – Kategorie 1) werden Gesamtgewichtungen benötigt. Hier kommt es stark auf die Stammdatenqualität und Prozesstreue im Einkauf an. Über die Rechnungen können Gewichte ermittelt und durch Nachfrage bei den Lieferanten die Zusammensetzung der Materialien bestimmt werden. Zusammen mit den entsprechenden Emissionsfaktoren für die Herstellung der Produkte werden THG-Emissionen berechnet.

Aufgrund der Verfügbarkeit und der unterschiedlichen Qualität der Daten ist es sinnvoll, bereits in diesem Schritt ein geeignetes Daten- und Prozessmanagement aufzubauen. Auch wenn bereits viele Unternehmen regelmäßig eine Klimabilanz erstellen, ist ein strukturiertes Datenmanagement dennoch wichtig. Insbesondere bei der initialen Erstellung der Bilanz ist die Erhebung, Prüfung und Konsolidierung der Daten aufwendig. Gleichzeitig sollten die Prozesse im Rahmen des Datenmanagements dokumentiert werden, sodass bei der nächsten Bilanzierung der Aufwand reduziert wird. Zusätzlich empfiehlt es sich ein Vier-Augen-Prinzip für die Genehmigung der Daten einzuführen, damit die Bilanz u. a. einer späteren Auditierung standhält.

Dritter Schritt
Emissionsberechnung

Nach der Datenerhebung folgt im dritten Schritt die Berechnung der Treibhausgasemissionen. Hierbei können verschiedene Methoden, Emissionsfaktoren und IT-Tools zum Einsatz kommen. Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, sollten die Berechnungsmethoden mit dem gewählten Berichtsstandard übereinstimmen.

Zunehmend werden Klimabilanzen in IT-Tools mit hinterlegten Emissionsfaktoren erstellt. Für Emissionen in Scope 1 und 2 ist die Verfügbarkeit und Qualität der Emissionsfaktoren meist sehr gut. Allerdings sind die Faktoren für Scope 3 je nach Kategorie nicht ad-hoc verfügbar bzw. müssen passend für das Unternehmen ausgewählt werden. Es ist darauf zu achten, dass Faktoren konsistent gewählt werden, um eine einheitliche Berechnung der Treibhausgasemissionen derselben Kategorie zu erhalten. Hier ein Beispiel für die THG-Emissionsberechnung:

Graphik Emissionsberechnung

Vierter Schritt
Entwicklung der Klimastrategie

Die Entwicklung der Klimastrategie im vierten Schritt ist ein wesentlicher Baustein zur Einführung eines ganzheitlichen Klimamanagements. Die Klimastrategie wird von Unternehmen entwickelt, um die klimabezogenen Ziele zu erreichen und zielt darauf ab, den Ausstoß von Treibhausgasen pro Jahr zu reduzieren, die Energieeffizienz zu verbessern und sich dem Klimawandel anzupassen.
Hierbei werden die Emissionskategorien in einer Matrix priorisiert, in der auf der einen Achse die Emissionshöhe und auf der anderen die Beeinflussbarkeit stehen. Die Möglichkeit zur Beeinflussung ist sehr unternehmensspezifisch, was folgende Beispiele zeigen:

  • Ein Logistikdienstleister kann den Fokus auf die Anschaffung von emissionsärmeren Fahrzeugen mittel- bis langfristig legen und beeinflusst damit direkt seine Scope-1-Emissionen.
  • Eine Druckerei kann die Scope-3 Emissionen reduzieren, wenn mehr recyceltes Material eingesetzt wird. Jedoch ist der Einfluss unter Umständen begrenzt, wenn es darum geht, Kundenanforderungen umzusetzen.
  • Ein Zementhersteller kann die Energie zur Herstellung von Zement aus erneuerbaren Energien beziehen, jedoch kann der CO2-Ausstoß durch den chemischen Prozess nicht beeinflusst werden. Diese Emissionen können nur durch Carbon Capture Technologien gebunden oder andere Verfahren reduziert werden.

Beispiele von Klimazielen verschiedener Unternehmen

Neben der Auswahl und Priorisierung der relevanten Emissionskategorien ist auch die Festsetzung des Basisjahres und des Zieljahres (z. B. mittelfristig 2030 und langfristig 2050) sowie das Ambitionsniveau wichtig. Im Folgenden werden drei Beispiele von Klimazielen aufgeführt.

Um die Klimastrategie sowie die Klimaziele umzusetzen, gilt es wirksame Reduktionsmaßnahmen auf- und umzusetzen. Dabei sind die Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette und der wesentlichen Emissionskategorien des Unternehmens zu planen und sinnvolle KPIs je Maßnahme zu definieren. Beispiele hierfür könnten sein:

  • Vorgelagerte Scope 3 Emissionen: Reiserichtlinie, Einkaufsrichtlinie, Reduktionsprojekte mit Lieferanten
  • Standortspezifische Emissionen: Energieeffizienz, Flottenstrategie, eigene Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien
  • Nachgelagerte Scope 3 Emissionen: via Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen zum verlängerten Produktlebenszyklus, in Kooperation mit Kund:innen die Rückführung von Produkten in ein Kreislaufsystem

Eine der größten Herausforderungen ist die Reduktion der Scope 3 Emissionen. Hierzu gibt es eine Sammlung von „guten“ Beispielen aus der Praxis, die hier nachzulesen sind.

  • Icon Unilever

    Unilever

    “Unilever has three principal targets that guide our actions:

    1. A Short-term Emissions Reduction Target: to reduce in absolute terms our operational (Scope 1 & 2) emissions by 70% by 2025 against a 2015 baseline.
    2. A Medium-term Emissions Reduction Target: to reduce in absolute terms our operational emissions (Scope 1 & 2) by 100% by 2030 against a 2015 baseline; and
    3. A Long-term Net Zero Value Chain Target: to achieve net zero emissions covering Scope 1, 2 and 3 emissions by 2039”
  • Icon Lidl

    Lidl

    „Mit dem Ziel, ihre betriebsbedingten Emissionen (Scope 1 und 2) bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 2019 zu reduzieren, leistet die Schwarz Gruppe einen messbaren Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius.“ […] „Der Großteil des CO2-Fußabdrucks der Schwarz Gruppe ist auf die Herstellung von Produkten und somit auf die vorgelagerte Wertschöpfungskette zurückzuführen. Daher möchte die Unternehmensgruppe für Lieferanten Anreize setzen, selbst Emissionen zu reduzieren und verpflichtet jene Lieferanten, die für 78 % der produktbezogenen Scope-3-Emissionen verantwortlich sind, sich bis 2026 selbst Klimaziele nach den Kriterien der SBTi zu setzen.“

  • Icon BMW Group

    BMW Group

    „Für 2030 setzen wir uns branchenweit die höchsten Reduktionsziele – sogar ambitionierter als dem 1,5-Grad-Ziel folgend. Die Emissionen je Fahrzeug in der Produktion konnten wir seit 2006 bereits um mehr als 70 % senken. Nun sollen die Emissionen der BMW Group (Scope 1 + 2) von 2019 ausgehend bis 2030 um abermals 80 % reduziert werden. Verglichen mit 2006 bleiben dann weniger als 10 % der ursprünglichen CO₂-Emissionen. Wesentlicher Hebel ist dabei die Produktion, die rund 90 % der Scope-1 und Scope-2-Emissionen des Unternehmens verursacht.“

Fünfter Schritt
Überprüfung und Verifizierung

Die Überprüfung und Verifizierung der Ergebnisse ist ein wichtiger Schritt bei der Erstellung einer Klimabilanz oder eines Corporate Carbon Footprints. Es können interne oder externe Auditoren herangezogen werden, um die Richtigkeit und Vollständigkeit der Berichterstattung zu überprüfen. Die Verifizierung kann je nach Berichtsstandard unterschiedlich ausfallen und ist nicht in allen Fällen verpflichtend.

Sechster Schritt
Interne und externe Kommunikation

Im finalen Schritt wird die Bilanz, die Strategie inkl. Ziele und ausgewählte Maßnahmen intern und extern kommuniziert. Die ggf. von einem unabhängigen Auditor geprüfte Klimabilanz wird als Teil der integrierten Berichterstattung im Geschäftsbericht neben anderen Nachhaltigkeitsaspekten (vgl. hier auch CSRD-Richtlinie) für externe Stakeholder Gruppen (z. B. Investor:innen, Kund:innen, Rating Agenturen) kommuniziert. Selbstverständlich sollte zeitgleich eine interne Kommunikation an die Mitarbeiter:innen und enge Partner:innen des Unternehmens erfolgen, um begleitend zur Erreichung der Klimaziele die internen Stakeholder:innen mitzunehmen.

Diese sechs Schritte zeigen exemplarisch den Weg zu einem umfassenden Klimamanagement auf. Unternehmen sind damit in der Lage ihren positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit und die Anpassung an den Klimawandel zu leisten.

Erfolgsfaktoren einer Klimabilanz

Die Erstellung einer Klimabilanz kann mit verschiedensten Herausforderungen verbunden sein. Deshalb ist es wichtig, sich über folgende Erfolgsfaktoren im Vorfeld im Klaren zu werden:

1. Erfolgsfaktor 05

Engagement des Managements

Bild CO2-Bilanz Rechner
Icon CO2-Bilanz Rechner

CO2-Bilanz Rechner

Es gibt eine Vielzahl von IT-Systemen und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen auf dem deutschsprachigen Markt, die Unternehmen sowohl bei der Erstellung und Verwaltung von Klimabilanzen als auch bei der Erfüllung umfangreicher ESG (Environmental Social Governance) Compliance Anforderungen unterstützen können.

Einige Beispiele kostenpflichtiger CO2-Rechner bzw. ESG-Plattformen für Unternehmen sind:

CO2-Bilanz Rechner:


ESG-Plattformen:

Es gibt noch weitere Anbieter auf dem deutschsprachigen Markt. Die Tools entwickeln sich stark weiter und eine Konsolidierung auf dem Markt ist zu erwarten. Zusätzlich zu den kleineren Anbietern haben die großen ERP-Anbieter (z. B. SAP) eigene Lösungen entwickelt bzw. zugekauft. Die Auswahl des richtigen IT-Systems hängt von den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens, einschließlich der Größe des Unternehmens, der Komplexität seiner Emissionsquellen und der verfügbaren Ressourcen, ab.

Es ist empfehlenswert, sich gründlich über die verfügbaren Lösungen zu informieren, bevor eine Entscheidung getroffen wird.

Bild Weg zur Klimaneutralität
Icon Weg zur Klimaneutralität

Weg zur Klimaneutralität

Reduktion geht vor Kompensation! Wenn sämtliche Reduktionsmaßnahmen ausgeschöpft sind, kann ein Emissionsausgleich vorläufig durch die CO2-Kompensation erreicht werden. Innerhalb der Kompensation wird zwischen dem Emissionshandel, dem regulierten Handel und der freiwilligen Kompensation unterschieden.

Der Emissionshandel zielt darauf ab, mithilfe von einer bestimmten Anzahl von Emissionsrechten, die Treibhausgasemissionen von Unternehmen dauerhaft zu reduzieren. Das Emissionshandelssystem kann sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene zur Geltung kommen.

Der regulierte Handel bezieht sich auf die Handelsaktivität eines Unternehmens, welche durch regulatorische Maßnahmen oder gesetzliche Vorschriften kontrolliert wird. Diese Art von CO2-Kompensation ist in verschiedenen Formen vorhanden, so zählen z. B. der Schutz von Verbraucher:innen, die Regulierung von Finanzmärkten oder Handelspraktiken und der Umweltschutz zu dem regulierten Handel.

Im Gegensatz zum regulierten Handel bezeichnet die freiwillige Kompensation die Initiative von Unternehmen, welche über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht und den Fokus auf den Ausgleich der eigenen negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt legt. So können Unternehmen, welche die freiwillige Kompensation nutzen z. B. Umweltprojekte unterstützen oder soziale Initiativen fördern.

Dennoch ist der Emissionsausgleich ausschließlich durch Kompensation nicht empfehlenswert. Auch wenn der Weg über die Kompensation zuerst leichter erscheint, ist diese Art des Emissionsausgleichs, ohne die CO2-Reduktion zu erreichen, nur ein Greenwashing des Unternehmens und wird dauerhaft das öffentliche Image und die Umwelt negativ belasten. Eine ständige Überprüfung und Verbesserung der eigenen Reduktion ist ein Weg, welcher früher oder später eingeschlagen werden sollte. Je früher Maßnahmen zur CO2-Reduktion in einem Unternehmen eingeführt werden, desto besser für das öffentliche Image des Unternehmens und die Umwelt.

Unser Fazit zur Klimabilanzierung

Eine Klimabilanzierung zeigt für ein Unternehmen viele Möglichkeiten auf, den eigenen CO2-Fußabdruck nachhaltig zu verringern und die Bemühungen hierzu glaubwürdig nach außen zu kommunizieren. Die Klimabilanzierung ist zudem ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung, welcher ab 2025 für das Vorjahr 2024 an die allgemeine Öffentlichkeit kommuniziert werden muss.

Ebenfalls ist die Klimabilanzierung jedes einzelnen Unternehmens ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Dennoch bedarf es nach wie vor an weiteren Anstrengungen und Innovationen, um die diversen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen zu bewältigen und somit die Klimaziele für 2050 zu erreichen.

LEITWERK Consulting unterstützt Unternehmen bei der Erstellung von Treibhausgasbilanzen, der Einführung von Klimastrategien und begleitet Sie bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Erreichung Ihrer Klimaziele.

 

Quellenangaben:

LEITWERK Consulting Research sowie folgende Hauptquellen:

  • World Business Council for Sustainable Development & World Resources Institute (2004): Green House Gas Protocol “A Corporate Accounting and Reporting Standard” . revised Edition
  • Science Based Targets (2021): Science Based Targets “SBTi Criteria and Recommendations” . TWG-INF-002 Version 5.0
  • EU Kommission (2022, 2023): CSRD “Corporate sustainability reporting”
  • Global Compact – Netzwerk Deutschland (2017, 2022): “Einführung Klimamanagement”
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LEITWERK Ansprechpartner Florian Kröger
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